«Wenn wir ausrücken müssen, wird kaum Badehosenwetter sein»

Ruhe ist kein Thema für den Zivilschutz. Infolge der Corona-Pandemie kam es zum grössten Aufgebot an Zivilschützern seit der Gründung. Nun, über zwei Jahre nach Ausbruch des Virus hat der Bundesrat erneut den Zivilschutz aufgeboten – nämlich bei der Unterbringung von Schutzsuchenden, die Infolge des Krieges aus der Ukraine in die Schweiz geflohen sind. Und neben diesen Einsätzen ist auch das regelmässige Training für die Angehörigen des Zivilschutzes enorm wichtig: dass eben diese Abläufe im Ernstfall funktionieren.

«Wir trainieren heute für eine Situation, die es hoffentlich nie gibt». Mit diesen Worten richtete sich der Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbandes, Romuald Brem, an die Angehörigen des Zivilschutzes aus dem ganzen Kanton. Das Ziel der Fahrer für die kommenden zwei Tage war gesetzt und in drei Teile aufgeteilt. So wurde einerseits die Fahr-Theorie aufgefrischt: Beginnend mit einfacheren Themenbereichen wie dem Umgang mit dem Fahrtenbuch, den Ruhe- und Arbeitszeiten oder der Übernahme von Fahrzeugen aus anderen Organisationen; etwa der Armee. Aber auch auf  komplexere Thematiken wie das Jalounieren, also dem Truppenwegweisen auf der Strasse, oder auf das Kartenlesen wurde ein Fokus gelegt.

Fahrtraining AZSV
Romuald Brem, Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbands.

Im zweiten Teil wurde auf einem grossen Platz und unter der Anleitung von zwei ausgebildeten Fahrlehrern verschiedene Fahrmanöver geübt: Vom Fahren im Verbund, über unvorhergesehene Bremsmanöver, das Kurvenfahren oder die Unterschiede zwischen der Fahrt auf nasser und trockener Strasse wurden den AdZS nähergebracht. Das Schwierigste war aber wohl das Manövrieren mit Anhänger. Der dritte Themenschwerpunkt war das Fahren auf unwirtlichem Gelände – wobei unwirtlich fast verharmlosend klingt, wie ein Blick vor Ort zeigt:

Der Motor des Puchs brummt auf, als das Fahrzeug den steilen Erdhügel hinauffährt. Am Steuer sitzen Zivilschützer, zusätzlich mit einem Motocross-Helm geschützt und bewältigen sie die Hindernisstecke in Hilfikon, gleich neben dem Gelände des Motocross Wohlen. Doch warum genau dort? Die Zivilschutzorganisation Aargau Ost unterstützt die regionale Veranstaltung jeweils beim Aufbau und auch wenn die Durchführung des Grossevents dieses Jahr durch den späten Schneefall ausgebremst wurde, so war der Zivilschutz doch auf dem Gelände willkommen. 

Fahrtraining AZSV
Über Stock und Stein: Die Allrad-Antriebe der verschiedenen Fahrzeuge waren nötig.

Konkret heisst das: Die breite Fahrzeugpalette von sieben Aargauer Zivilschutzorganisationen dürfen die steilen Routen der Fahrpiste bezwingen. Während am Morgen des ersten Tages das Wetter noch einigermassen mitspielte und es sogar hin und wieder einen Sonnenstrahl zu erhaschen gab, so änderte das spätestens am Nachmittag: Regenwasser tränkte die erdigen Fahrpisten und die Routen, die selbst mit Allrad-Antrieb auf trockenem Terrain nur knapp bezwungen werden konnten, waren gleich nochmals eine grössere Herausforderung. Doch genau dafür ist dieses Fahrtraining da: «Wenn wir in einem Ernstfall mit unseren Fahrzeugen ausrücken müssen, wird kaum Badehosenwetter sein», prophezeite Romuald Brem bereits am Morgen.

Nach zwei Tagen intensivstem Fahrtraining ist aber klar, dass die Fahrer der Aargauischen Zivilschutzorganisationen ihre Fahrzeuge beherrschen – selbst bei steilsten Routen und auch beim Manövrieren durch den Schlamm – und die unfallfreie Bilanz erfreut die Instruktoren und Kommandanten gleichermassen. Zum Abschluss mussten nur noch die Karossen vom Schlamm befreit werden und schon sind sie für den Ernstfall wieder einsatzbereit. (hug/huw)