Der Nachschub des Manitou

 

Was im Sommer mit der ersten «Manitou»-Übung begann, endet nun mit dem vierten Wiederholungskurs der Reihe. Zeit, einen genaueren Blick auf die Stabskompanie zu werfen. Sie koordiniert Logistik, Material und vieles mehr.

Bereits um 06:00 Uhr gibt es Bewegung beim Hauptstandort der Zivilschutzorganisation (ZSO) Aargau Ost in Wohlen. Auf dem grossen Parkplatz an der Wilstrasse bereitet Materialwart Silvio Kyburz die Fahrzeuge für den heutigen Tag vor. Wie bereits in den Tagen zuvor. Eine Woche lang steht ein Zug der Zivilschutzorganisation Aargau Ost im Rahmen eines «Manitou»-Wiederholungskurses (WK) im Einsatz. Zum vierten und letzten Mal in diesem Jahr.

«Manitou», auf die indigene amerikanische Sprache zurückzuführen, bedeutet so viel wie «die grosse Kraft». Vier solcher Kraftakte hat sich die Zivilschutzorganisation Aargau Ost dieses Jahr vorgenommen. Einsatzort der letzten Etappe ist das Naherholungsgebiet neben dem Alterszentrum Obere Mühle in Villmergen. Genauer: der Sinnespark. Die Aussenanlage soll ein Begegnungsraum für Jung und Alt werden. Schon bei der ersten «Manitou»-Übung war der Zivilschutz dort mit einem Teil der Mannschaft im Einsatz. Jetzt folgt Unterstützung bei den Abschlussarbeiten.

Material für alle Zwecke

Doch zurück zu Silvio Kyburz. In Villmergen werden nebst Notstromaggregaten, Motorkettensägen, Arbeitshandschuhen, Pickeln und Schaufeln heute auch Rebscheren benötigt. „Wir haben nicht nur Material fürs Grobe“, sagt Kyburz mit einem Augenzwinkern und legt die kleinen Arbeitsgeräte bereit. Tatsächlich wirken die Rebscheren etwas unscheinbar im Materiallager, das nebst motorisierten- und elektrischen Tauchpumpen auch schwereres Geschütz zu bieten hat. „Alles top in Schuss und jederzeit einsatzbereit“, versichert Kyburz. Ein Blick umher lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen.

„Solche Einsätze sind für uns ideal, da wir unser eigenes Einsatzmaterial einsetzen können.  Zudem können wir unsere Zivilschutzangehörigen damit an den Gerätschaften aus- und weiterbilden. Sei es bei der Inbetriebnahme eines Notstromaggregats oder auch mit dem sichereren und korrekten Umgang mit einer Motorkettensäge“, so Kyburz.  

Der Materialwart und mit ihm das gesamte Material sind wichtige Puzzlestücke innerhalb der Zivilschutzorganisation. Erst richtig eingesetzt, ergibt sich ein gutes Gesamtbild. Dafür zuständig ist Jochen Külling, Kompaniekommandant der Stabskompanie. Doch fragen wir ihn selber, was es damit genau auf sich hat:

Jochen Külling, was unterscheidet Ihre Stabskompanie von den anderen Kompanien der ZSO Aargau Ost?

Die Stabskompanie ist der Dienstleister, der die anderen Kompanien bei ihren Einsätzen unterstützt. Bei mir ist die Infrastruktur und Logistik angesiedelt. Dazu gehören also Anlagen, Kommandoposten und Schutzräume genauso wie Versorgung/Küche, Transport und Material. Früher hatte diese Aufgaben jeder Kommandant selber ausgeübt. Nun wurde dies zusammengelegt.

Das ist neu, oder?

Mit dem letztjährigen Zusammenschluss der vier bisherigen Zivilschutzorganisationen zur ZSO Aargau Ost gab es diese Neueinteilung der Kompanien. Das Beispiel Materialwart zeigt gut auf, dass dies Sinn macht: Mit der neuen Organisation haben wir eine Stelle, die alles Material unter sich hat. Auch die übrigen Kompaniekommandanten werden dadurch entlastet.

Die Kompaniekommandanten kommen auf Sie zu, wenn sie etwas brauchen?

Genau, und ich berate sie auch gerne. Wir besprechen die Einsätze zusammen. Anschliessend kümmere ich mich um Infrastruktur und Logistik. Den anderen Kompanien bleibt dann mehr Zeit, sich auf den eigentlichen Einsatz zu konzentrieren.

Was ist für Sie besonders wichtig?

Kommunikation ist der Schlüssel. Es gilt, uns gegenseitig bestmöglich zu unterstützen. Wir haben ein gutes Miteinander im Kader, das schätze ich ungemein.

Was war an der «Manitou»-Übung speziell?

Auch wenn der vierte «Manitou»-WK auf einen Standort konzentriert war, so gab es dort auch sechs verschiedene Baustellen, jeweils mit unterschiedlichen Materialanforderungen. Diesmal war zum Beispiel auch ein Kiestransport gefragt. Gleichzeitig war unsere IT-Abteilung am Hauptstandort in Wohlen im Einsatz, für welche unter anderem die Verpflegung organisiert werden musste. Und natürlich bleiben verschiedenste Corona-Massnahmen Teil des (WK-)Alltags. Dies gilt es auch zu berücksichtigen beziehungsweise die Planung laufend auf diesbezügliche Änderungen anzupassen.

Welche Wünsche haben Sie für Ihre Stabskompanie?

Weiterhin eine schlagkräftige Truppe stellen zu können. Wir haben und benötigen viele Spezialisten in ihren jeweiligen Fachbereichen. Ich möchte neue Kräfte motivieren, sich zu engagieren. Nur schon, um die Abgänge ersetzten zu können, die mit der reduzierten Schutzdienstpflicht von 14 Jahren auf uns zukommen. Zum Fahrzeugpark gehört auch noch eine Feldküche aus den 1940er Jahren. Leider beherrschen nur noch wenige deren Einsatz. Zwei Kessel mit Holzfeuerung, das trifft man heutzutage selten an. Mit einem Ersatz wäre eine mobile Verpflegung der Zivilschützer – ob bei WK’s oder Ernstfalleinsätzen – einfacher möglich. Mein Ziel ist, der Zivilschutzorganisation stets eine hohe Dienstleistungsqualität zu bieten.

«Manitou»-Einsatz erfolgreich

Mittlerweile ist es 07:00 Uhr. Die Zivilschützer der aufgebotenen Kompanie rücken pünktlich zu ihrem Wiederholungskurs ein. Für ihren Tag ist Dank der Stabskompanie alles bereit. Nach kurzem Appell durch Einsatzleiter und Kommandant-Stellvertreter Ivan Pranic verteilt sich der Zug auf die Fahrzeuge und macht sich auf den Weg nach Villmergen.

Unterdessen spricht sich Küchenchef Thomas Egloff in Wohlen kurz mit Jochen Külling ab, bevor auch er sich auf den Weg macht. Sein Ziel: die Zivilschutzanlage Bündten in Villmergen. Der Auftrag: die Verpflegung der Zivilschützer vorzubereiten. Der «Manitou»-Einsatz erfordert Kraft von allen. Gut, können sich alle auf die Stabskompanie von Jochen Külling verlassen. Von A wie Akkuschrauber bis Z wie Znüni – für den Nachschub des Manitou ist stets gesorgt.

„Katastrophen und Notlagen sind für die Öffentlichkeit ein Thema, wenn sie sich ereignen. Für uns sind sie jedoch ein Thema, bevor sie sich ereignen!“